Am 25. Juni 2022 war die Mandolinata Karlsruhe beim Landesmusikfest des BDZ-bw in Mannheim.
Gleich drei Orchester, die den Namen „Mandolinata“ im Vereinsnamen tragen, präsentierten sich im Festkonzert. Wie sich die Bezeichnung „Mandolinata“ für Zupforchester seit Gründung der ersten „Mandolinata“ in Köln zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte, das beschrieb anschaulich Dr. Alexander Becker, der mit seinen kenntnisreichen Kommentaren zu Musik und den Orchestern an diesem Abend auch durch das Programm führte.
Den Auftakt gestaltete die Mandolinata Karlsruhe unter der Leitung von Christopher Grafschmidt. Die tragende und nuancenreiche Stimme der Sängerin Kim Gadewoltz ergänzte vorzüglich den fein abgestimmten Klang des Orchesters bei ihrer Darbietung der schwelgerischen Lieder und Tänze aus Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“. Dazu im Kontrast die beiden nächsten Stücke, „Knieknicker“ und „Vegetarier-Tango“ von Christopher Grafschmidt — geprägt von südamerikanischen Rhythmen. Die perfekte Einstudierung der verschiedenen Instrumentengruppen wurde in den sehr sauber gesetzten Akzenten bei den wechselnden Offbeat-Passagen und der dabei immer klaren Stimmführung spürbar. Auch der Gesangspart im Veggi-Tango war jetzt prätentiöser, herausfordernder als noch zuvor in den Operettenliedern. Stilistisch greift Grafschmidt hier auf die Schlagermusik der frühen 1920er Jahre — und damit auch auf die Gründungszeit der beiden anderen „Mandolinaten“ im weiteren Konzert — zurück. Nach einem mit vielen Rasgueados aufgefrischten „El Negrito“ des Venezolaners Antonio Lauro in einer Bearbeitung für Zupforchester zeigte die Sopranistin Kim Gadewoltz im Lied „Muerte de un amigo“ von Grafschmidt, dass sie auch das lyrische Fach beherrscht. Der Song bezieht sich auf den verstorbenen Organisator und Förderer des Zupforchester-Festivals von Logroño (Spanien). Die getragene und sehr ausdrucksstarke Kantilene der Sängerin wird dabei auch von einzelnen solistischen Einwürfen der Gitarren melodisch umrahmt. In der „Chaconne“ von Hermann Ambrosius als Abschluss ihres Auftritts zeigte die Mandolinata Karlsruhe noch einmal ihre besondere Klasse in den fein herausgearbeiteten Stimmeneinsätzen und ihrer großen dynamischen Breite.